112 Alleebäume zwischen Strüssendorf und Ralswiek auf der Insel Rügen sollen weichen und das Grüne Band auf der Insel wieder ein bisschen weniger grün werden. Katharina Brückmann, Expertin für Alleenschutz beim BUND Mecklenburg-Vorpommern: “Die geplante Straßenverbreiterung für Tempo 100 auf 2,7 Kilometern würde ganze 25 Sekunden Zeitersparnis bringen. Dieses Straßenbauvorhaben in einem Land mit einem in der Verfassung verankerten Alleenschutz ist ungeheuerlich! Wir fordern deshalb eine klare Absage an das Vorhaben.“
Die derzeit 6,25 m breite Straße ist in gutem Zustand, dennoch sollen 112 vitale Bäume, hauptsächlich die auf der Ostseite der Straße, gefällt werden. Der Alleebaumbestand, überwiegend Spitz-Ahorn, ist hier noch geschlossen vorhanden. In der Allee leben zahlreiche Brutvögel und Fledermäuse. Für einzelne Alleebäume ist eine Nutzung als Sommerquartier von Fledermäusen nachgewiesen. Mit der Fällung würde die B 96 den letzten Abschnitt ihrer Allee auf Rügen verlieren.
Die Verantwortlichen der Straßenbauverwaltung argumentieren, dass die Straße in der Allee aus “Gründen der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs” das begründete Gemeinwohlinteresse an der Erhaltung des Alleenschutzes, des Artenschutzes und auch an der Einhaltung der Landschaftsschutzgebiets-Verordnung überwiegt.
Katharina Brückmann: „Fakt ist aber, nur in den Sommermonaten und da zu ganz bestimmten Hauptverkehrszeiten kommt es zu Verkehrsverlangsamung. Bei Einhaltung der derzeit zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und der Vorschriften der Straßenverkehrsordnung ist es jedem Autofahrer möglich, gesund und unfallfrei diesen etwa 3 km langen Abschnitt zu befahren.“
Für den BUND ist es offensichtlich, ein Ausbau dieses Straßenabschnittes steht im Widerspruch zum gesetzlichen Alleenschutz und zum Artenschutz. Wieder einmal wurde hier zu Gunsten des schnelleren Autoverkehrs der Umweltschutz bei Seite geschoben. Es wird vergessen, dass es viele Urlauber gerade wegen der schönen Landschaft, zu der zweifelsohne auch die alten Alleen auf Rügen gehören, auf die Insel zieht, sie hier Erholung suchen.
Im Herbst 2009 wurden die Unterlagen zu dem Vorhaben vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern an 32 Behörden, Versorgungsunternehmen, Kirchen mit der Bitte um Stellungnahme geschickt. Nur die anerkannten Naturschutzverbände waren nicht in diesem Verteiler. Kein Verband hat daher von dem Vorhaben Notiz genommen und innerhalb der Frist eine Stellungnahme abgegeben. Somit haben die Verbände auch keine Möglichkeit gehabt, gegen das Vorhaben zu klagen. Wie Hohn klingt der Vermerk im Planfeststellungsbeschluss: „Von keiner der Naturschutzvereinigungen wurde eine Stellungnahme gegenüber der Anhörungsbehörde oder der Gemeinde abgegeben“.